Ihr Einblick ins Buch

Leseprobe - Kapitel 1

Klicken Sie auf die Überschriften und scrollen Sie sich durch das erste Kapitel des Buches "Ängste bei Kindern und Jugendlichen - Ein psychoanalytischer Ratgeber - verständlich, konkret, alltagsnah

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Aus dem Inhaltsverzeichnis

Geleitwort
Dank

1 Einleitung

2 Ängste sind normal
   Das limbische System
   Kampf
   Flucht
   Erstarren
   Frühkindliche Ängste
   Ängste des Kleinkindes
   Ängste der Schulkinder
   Ängste in Pubertät und Adoleszenz

3 Was sich hinter den Ängsten verbergen kann
   Eine psychoanalytische Reise ins Reich des   Unbewussten  
   Angst vor Trennung
   Angst vor dem Neuen
   Angst vor den eigenen Gefühlen
   Angst vor der eigenen Entwicklung
   Angst vor magischen Wesen
   Prüfungsangst
   Angst vor dem Berufsleben
   Depressivität als Angst vor der eigenen Entwicklung
   Abwehrmechanismen

4 Angststörungen
   Trennungsängste
   Soziale Ängste
   Phobien
   Panik

5 Was kannst du für dein Kind tun?
   Ich kann mein Kind doch nicht leiden lassen      
   – welches Elternverhalten hilft bei Angst? 
   Die zwei Schritte zur Veränderung
      Erfassen der Ist-Situation
      Sich der eigentlichen Angst stellen
   Die vier Entwicklungsprinzipien
      Halt geben
      Halt haben
      Fördern statt Fordern
      Befähigen

6 Welche Hilfen gibt es noch?

Literatur

Geleitwort von Dr. Hans Hopf - Träger des Diotima-Ehrenpreis der deutschen Psychotherapeutenschaft

Stefan Hetterich ist Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut. Er behandelt Kinder und Jugendliche mit psychischen, somatoformen und psychosomatischen Störungen. Somatoforme Störungen sind körperliche Störungen mit psychischen Ursachen. Psychosomatische Störungen sind Körpererkrankungen, die sich nicht vollständig körperlich erklären lassen. Ich habe mit Herrn Hetterich mehrere Jahre kollegial zusammengearbeitet.

Die Psychoanalyse geht davon aus, dass sich psychische Symptome vor dem Hintergrund von unbewussten Konflikten bilden. Hierauf geht der Autor in seiner Einleitung differenziert ein. Die häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter sind die Angststörungen. Aber so gut wie alle Störungen im Kindes- und Jugendalter werden von unbewussten Ängsten begleitet. Sowohl bei Tieren als auch beim Menschen warnt Angst vor Gefahren und ruft zu Gegenmaßnahmen auf, zum Flüchten, zum Standhalten oder zur Erstarrung. Aber warum funktioniert Angst beim Tier so gut wie reibungslos, kann aber bei Menschen, bereits bei ganz kleinen Kindern, zum quälenden Problem werden?

In diesem Zusammenhang müssen wir einen wichtigen Unterschied klären. Angst, die sich auf reale Bedrohungen richtet, nennen wir auch Furcht. Sie kommt bei Menschen und Tieren vor. Irrationale Ängste und Angststörungen hingegen sind Ergebnisse von ungelösten unbewussten Konflikten. Zwei Dinge können also für die Angstentwicklung problematisch werden. Ich kann Furcht, also echte Angst, missachten. Auf diese Weise kann ich mein Leben gefährden. Oder ich kann in meiner Fantasie Ängste entwickeln, die sich von der Wirklichkeit entfernen. Das belastet dann mein gesamtes Leben. Solche Fragen und viele andere klärt Stefan Hetterich in seinem Buch in überzeugender Weise. Er nennt sein Buch einen psychoanalytischen Ratgeber für Eltern – und das ist er fürwahr!

Das Buch ist übersichtlich gegliedert. Es beginnt damit, dass Ängste normal und wichtig sind. Wie schon erwähnt, warnen sie vor inneren und äußeren Gefahren. Es werden zunächst die normalen Ängste in der Entwicklung von der frühen Kindheit bis zur Adoleszenz beschrieben. Danach geht es darum, dass sich die eigentlichen Ursachen für irrationale Ängste im Unbewussten verbergen. Im Verlauf der Kindheitsentwicklung entstehen unterschiedliche Angstformen. Werden diese Ängste nicht verarbeitet oder nur unzureichend bewältigt, so wirken sie verdrängt im Unbewussten weiter. Dann können neurotische Konflikte mit Symptombildungen entstehen, die als Angststörungen diagnostiziert werden. Die elterliche Konfliktdynamik ist immer maßgeblich mit den neurotischen Konflikten eines Kindes verknüpft: In jeder Lebensphase eines Kindes können auch unverarbeitete Ängste bei den Eltern wiederbelebt werden. Darum ist die Arbeit mit den Eltern ein zentraler Bereich jeder Kinderpsychotherapie. In wunderschöner Weise können wir diese so wesentliche „begleitende Psychotherapie“ letztendlich in diesem Buch miterleben. Stefan Hetterich beschreibt Ängste und Angststörungen sowie deren unbewusste Hintergründe. Allen in Kindheit und Jugend vorkommenden Ängsten sowie den Angststörungen widmet er mehrere Seiten. Er geht vor wie in einer Psychotherapie, in der die zugrundeliegenden Konflikte erkannt und bewusst gemacht werden: Er leitet dazu an, die Ist-Situation zu erfassen und sich danach den eigentlichen Ängsten zu stellen. Dabei nimmt er die Leserin und den Leser gleichsam an die Hand, verdeutlicht ihnen, was sie für ein Kind tun können und benennt Entwicklungsprinzipien. 

Viele Eltern sagen nach dem Lesen von psychologischen Ratgebern oft, jetzt weiß ich zwar mehr über mein Kind, aber nicht, was ich tun kann. Genau das gelingt Stefan Hetterich mit seinem Buch. Er zeigt den Eltern und anderen Bezugspersonen wirksame Möglichkeiten auf, dem Kind in den verschiedenen Krisensituationen des Lebens beizustehen.

Mundelsheim, im Frühling 2021

Hans Hopf

Dank

Die Arbeit als Psychotherapeut gehört definitiv zu den bereichernden Erfahrungen in meinem Leben. Sie ermöglicht mir, Menschen mit ihren unterschiedlichsten Biografien und ihren ganz persönlichen Denk- und Verhaltensmustern kennenzulernen. Die vielen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die ich bisher begleiten durfte, lehrten mich, selbst scheinbar absurde oder völlig unlogische Verhaltensweisen und letztlich den Menschen hinter diesen Verhaltensweisen besser zu verstehen.

Kein Verhaltensmuster entsteht ohne Grund. Alle Formen psychischer Störungen sind Reaktionen auf persönliche Erfahrungen oder Wahrnehmungen und sollen uns helfen, mit den Erlebnissen und inneren Konflikten zurechtzukommen. All den kleinen und großen Klient*innen und deren Eltern bin ich zutiefst dankbar: Sie geben mir einen Einblick in ihre innersten Träume, Hoffnungen und Befürchtungen. Sie zeigen mir immer wieder aufs Neue, wie reichhaltig der Fundus menschlicher Verhaltensrepertoires ist und wie kreativ unsere Psyche sein kann, mit den Schwierigkeiten des Lebens umzugehen.

Aus diesen Erfahrungen und Erkenntnissen schöpfe ich, wenn ich dich, liebe Leserin, lieber Leser, in deinen Sorgen und Gedanken um dein Kind begleiten möchte. Du kannst dir sicher sein: Falls dein Kind unter Ängsten leidet, teilt es dieses Schicksal mit vielen anderen Kindern, die an einem für sie schwierigen Punkt in ihrem Leben aus nicht immer gleich nachvollziehbaren Gründen Ängste entwickelt und behalten haben. Auch du als Mutter oder als Vater teilst dieses Schicksal mit vielen anderen Eltern. Ich will dich einladen, mehr über mögliche Hintergründe von Ängsten zu erfahren und damit auch dein Kind besser zu verstehen und kennenzulernen.

Denn nur der, der versteht, kann anders handeln.

Stefan Hetterich


1. Einleitung

Lauras Blick flackerte unruhig zu den Fenstern ihres Klassenzimmers. Haltsuchend klammerte sie sich an ihren Schulranzen. Gerade eben hatte der Schulbus sie zusammen mit vielen anderen Kindern ausgespuckt. Es war der erste Tag nach den Ferien. Die anderen lachten und plapperten. Nur Laura stolperte allein und von den anderen Kindern kaum wahrgenommen auf den Pausenhof. Mama hatte ihr extra eine kleine Süßigkeit mitgegeben und ihr heute Morgen über den Kopf gestreichelt. „Du schaffst das schon, meine Große“, hatte Mama gesagt. Aber Laura fühlte sich gar nicht so groß, obwohl sie schon in die zweite Klasse ging. Ehrlich gesagt fühlte sie sich gerade ganz schön klein und wünschte sich zurück in Mamas Arme. Mama würde verstehen, wie es ihr ging. Mama ging es nämlich auch oft nicht gut. Gerne würde Laura jetzt mit ihrem kleinen Bruder tauschen; Felix ging bestimmt gerade an Mamas Hand in den Kindergarten und könnte Mama noch ganz oft drücken und winken, bis Mama dann zur Arbeit ginge. Aber Laura durfte das nicht mehr. Sie musste „die Große“ sein und allein in die Schule gehen. Als sie sich die Stufen zum ersten Stock hochschleppte, verkrampfte sich alles in ihr. Es war, als ob ihr der brutale Maxi aus der 3a einen Tritt verpasst hätte. Sie selbst war zwar noch nie von Maxi bedroht worden, aber sie hatte schon oft genug mitbekommen, wie er auf dem Pausenhof auf andere losging. Lauras Herz klopfte ihr bis zum Hals; fast wurde ihr schwindlig. 
Alles war laut um sie herum. Sie könnte nicht sagen, wie sie den Weg bis zu ihrem Klassenzimmer geschafft hatte. Nun stand sie vor der Tür. Auf einmal drehte Laura um und lief die Treppe hinunter, dem Ausgang entgegen. Laura wusste selbst nicht so genau warum.
Dieses Buch handelt von den Ängsten der Kinder. Auch du wirst dich an Situationen in deiner Kindheit erinnern, in denen du Angst hattest. Ängste sind unangenehm und doch ein wichtiger Begleiter. Nun stehst du als Mutter, als Vater, als Erzieher*in vor der Aufgabe, deine Kinder mit ihren Ängsten und Nöten zu begleiten und ihnen hilfreich zu sein. In meiner langjährigen Erfahrung als Psychotherapeut begegne ich immer wieder Eltern, die ihr Bestes geben, um den eigenen Kindern im Umgang mit ihren Ängsten zu helfen – und dabei leider unabsichtlich genau das machen, was die Ängste ihrer Kinder verstärkt. Mir ist es ein Anliegen, dich hier in deiner Verantwortung als Mutter, als Vater zu begleiten.
Eltern leisten die wertvollste Aufgabe für unsere soziale Gemeinschaft. Nicht immer ist es leicht, den eigenen Kindern ein hilfreicher Begleiter zu sein. Dieses Buch soll dir helfen, deinen eigenen Weg zu finden, dein Kind gut zu begleiten, wenn es unter Ängsten leidet. Dabei ist es zunächst irrelevant, ob es sich um Ängste handelt, hinter denen sich eine Diagnose, etwa eine Angststörung, verbirgt, oder ob es um immer wieder auftauchende alterstypische Ängste geht.
Dein Umgang damit ist entscheidend, inwieweit es dein Kind (ob noch klein, oder schon jugendlich) schaffen kann, diese Ängste zu überwinden. Ich wähle in diesem Buch übrigens bewusst die Anrede mit „du“, da sie hilft, näher mit der eigenen inneren Haltung in Kontakt zu kommen. Unsere Kinder berühren uns mit all ihren Gefühlen in unserem Innersten, in unserer Seele. Sie wecken eigene Kindheitserinnerungen und eigene unbewusste Verhaltensmuster. Deshalb sehe ich in diesem Buch das „du“ als die geeignete Anrede, die es dir erleichtern soll, auch deine eigenen Gefühls-, Denk- oder Verhaltensmuster im Umgang mit deinem Kind zu sehen. Sieh dieses Buch als Chance, einen neuen Blick auf die Angst deines Kindes zu bekommen. Lerne die Entstehung von Kinderängsten und mögliche Gründe für hartnäckige Ängste oder gar Angststörungen kennen. Allzu schnell neigen wir Eltern dazu, Nöte und Schwierigkeiten unserer Kinder „weg“ haben zu wollen. Die Vorstellung „mein Kind soll glücklich aufwachsen“, prägt unser Handeln und allzu schnell versuchen wir, Probleme zu beseitigen, anstatt uns über mögliche Hintergründe Gedanken zu machen.
Die Frage Warum ist die entscheidende Frage, um Kinderseelen zu verstehen. Warum tut sich mein Kind nach 2 Jahren Kindergarten immer noch schwer, sich von mir zu trennen? Warum tauchen die Ängste gerade jetzt auf? Was ist sonst in der Familie gerade los, das möglicherweise Ängste ausgelöst haben könnte? Warum weigert sich mein Sohn, in die Schule zu gehen? Gibt es dort etwas, das es ihm schwer macht hinzugehen, oder ist es die Trennung von zu Hause, die ihm schwerfällt? Warum hat meine Tochter Prüfungsangst und ist jedes Mal so blockiert, dass sie keinen vernünftigen Satz zu Papier bringt? Warum fängt mein jugendlicher Sohn an zu zittern, wenn er das Haus verlässt und vermeidet es, auf Klassenfahrten dabei zu sein?
Es gibt viele verschiedene Ängste. Sie alle engen unsere Kinder in ihrem Verhalten oder in ihrem Denken ein. Allzu oft bezieht uns die Angst unserer Kinder mit ein. Wir versuchen, unser Kind zu trösten und zu ermutigen, in den Kindergarten zu gehen, und doch blutet uns das Herz, wenn wir uns umdrehen und es immer noch schreien hören. Wir müssen bei der Angst unseres Kindes vor dem Schulbesuch jedes Mal neu überlegen, ob seine Bauchschmerzen „echt“ sind und wir es für heute von der Schule befreien sollen. Wir wissen uns keinen Rat, warum der einstige Welteroberer auf einmal in der Pubertät ganz verunsichert ist und sich furchtbar schwertut, mit Gleichaltrigen auch nur ein vernünftiges Gespräch hinzubekommen.
Angst neigt nur selten dazu, bei sich zu bleiben. Angst bezieht die Umwelt mit ein und so sind wir als Eltern, als Erzieher und Lehrer gefordert, uns mit unserem sich ängstigenden Kind auseinanderzusetzen. Wir sehen oft keinen Grund, warum die Angst so plötzlich und so massiv auftritt und wissen uns keinen Reim darauf zu machen, schätzen wir die Realität doch nicht als gefährlich ein. Der Junge mit Prüfungsangst hat eigentlich gut gelernt und muss sich vor gar nichts fürchten. Der Kindergarten ist großartig eingerichtet, die Erzieherinnen nett und die anderen Kinder kümmern sich um meine Tochter – und doch klammert die Kleine jeden Morgen an meinem Bein und will nicht loslassen.
Gerade, wenn die Ängste unserer Kinder so unverständlich wirken, gilt es sich Zeit zu nehmen, um verstehen zu lernen.
Verständnis ist der Schlüssel zur Veränderung.
Wenn es uns gelingt zu verstehen, können wir auch anders damit umgehen. Dieses Buch möchte zu diesem Verständnis einen Beitrag leisten. Ich lade dich ein, dich auf eine Reise in das Unbewusste zu begeben. Unser Denken und Verhalten sind nur zu einem kleinen Teil von unserem Bewusstsein gesteuert. Ein viel größerer Teil entzieht sich zunächst der bewussten Kontrolle. Im Unterbewussten verdichten sich bisherige Lebenserfahrungen und eigene Annahmen über sich und andere. Diese wirken sich dann auf unser Denken, Fühlen und Handeln aus. Ähnlich einem Eisberg liegt also ein großer Teil unsichtbar „unter der Wasseroberfläche“. Wir kennen dies alle beispielsweise als „inneren Schweinehund“, der sich nur schwer überwinden lässt. Bleiben eigene problembehaftete unbewusste Paradigmen unbearbeitet, wirken sie im Verborgenen weiter. Viele unserer psychischen Schwierigkeiten beruhen auf Ängsten. Als guter Kapitän unseres Schiffes „Erziehung“ sollten wir über die möglichen Eisberge unserer Kinder gut Bescheid wissen.
Leidet unser Kind unter unklaren, scheinbar nicht logisch nachvollziehbaren Ängsten, lohnt sich ein Blick auf dahinterliegende Themen besonders. Es gibt etwas, das uns sehr hilft, unbewusste Themen von uns Menschen besser zu verstehen: Die Psychoanalyse – ursprünglich von Sigmund Freud entwickelt – wurde von zahlreichen Wissenschaftlern und Psychotherapeuten verfeinert und liefert viele wertvolle Erkenntnisse über unsere menschliche Psyche und das Unbewusste. Psychoanalytische Erkenntnisse bilden für diesen Ratgeber das Fundament und helfen dir weiter, mehr von der Innenwelt deiner Tochter oder deines Sohnes zu verstehen. Die größtmögliche Klarheit über das eigene Unbewusste erhalten wir immer in einer eigenen Therapie.
Ich will dir mit diesem Ratgeber Ideen an die Hand geben, welche Beweggründe möglicherweise im Unterbewussten deines Kindes eine Rolle spielen könnten. Unsere gemeinsame Reise in das Unbewusste beginnt im ersten Kapitel mit einem Blick auf die Entstehung von Ängsten im Allgemeinen. Es mag überraschen zu hören, dass zu einer gesunden Entwicklung auch Ängste gehören. Sie sind inner-psychisch sogar absolut notwendig. Stelle dir vor, wir hätten Angst nicht als Emotion und Basis für Handlungsmöglichkeiten in unserem Leben zur Verfügung. Würden wir Gefahren im Straßenverkehr richtig einschätzen? Könnten wir angstfrei überhaupt überleben, wenn wir ohne dieses Warnsystem ausgestattet wären? Unsere Vorfahren hätten sich ahnungslos dem Tiger zum Fraß angeboten, wenn sie keine Angst als Warnung registriert hätten. Auch Kinder sind in ihrer Entwicklung auf Ängste angewiesen. Gerade Schwellensituationen und Veränderungen im Leben rufen Ängste hervor. Ängste sind etwas völlig Normales. Schwierig wird es, wenn Ängste Kinder in deren Entwicklung blockieren, sodass diese den alterstypischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden können.
Kinder mit blockierter Entwicklung brauchen Eltern, die sich in ihrer Beziehung zu ihrem Kind und ihren Verhaltensweisen hinterfragen und überprüfen, ob sie selbst etwas anders machen können, um ihrem Kind wieder „auf die Spur“ zu helfen.
Im zweiten Kapitel werfen wir gemeinsam einen Blick in das Reich des Unbewussten. Die Ängste, die wir vordergründig erleben, haben nicht in allen Fällen mit den bewussten Gründen dieser Ängste zu tun. Dabei gilt es, genau hinzuschauen. Beispielsweise kann eine Angst vor dem Schulbesuch tatsächlich die Angst vor Erlebnissen oder Erfahrungen in der Schule selbst sein. Sie kann aber genauso gut nur die nach außen gezeigte Angst sein, hinter der sich etwas anderes verbirgt. In diesem Kapitel gebe ich dir Ideen an die Hand, mit deren Hilfe du der Frage nachgehen kannst, was eventuell hinter der Angst deines Kindes stecken könnte. Erst wenn wir dies besser verstehen, können wir mit dem Angstverhalten der Kinder hilfreich umgehen. Die Psychoanalyse bietet hervorragende Möglichkeiten, unbewusste Beweggründe von uns Menschen kennenzulernen. Ich gebe dir in diesem Kapitel Beispiele für unbewusste Gründe, die ich in der täglichen Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen vermehrt antreffe. Unsere Seele ist reich an vielfältigen Möglichkeiten, diese eigentlichen Angst-Ursachen zu verdrängen, sodass sie manchmal erst nach langen psychotherapeutischen Begleitungen zutage treten. Dein Wissen als wichtige Beziehungsperson deines Kindes über die möglichen Hintergründe von Angst kann helfen, schneller zum Ziel zu kommen. Lass dieses Kapitel mit seinen Ideen und Beispielen auf dich wirken und mache dich selbst auf die Suche nach möglichen Auslösern und Wirkfaktoren. Die Grenzen zwischen einer „normalen“ Angst und einer „Angststörung“ sind fließend.
Im dritten Kapitel geht es um diese Grenze. Ich sehe auch Angststörungen als etwas völlig Normales an. Sie sind nichts weiter als der Bewältigungsversuch der Psyche, mit den dahinterliegenden Ursachen umzugehen. Dennoch ist der Begriff der Angststörung gerade dann wichtig, wenn es darum geht, die durch die Angst blockierte Entwicklung des eigenen Kindes wahrzunehmen. Erst wenn es dir als Mutter oder Vater gelingt, den Punkt zu erkennen, ab dem Ängste eben „krankhaft“ und in der Entwicklung „störend“ werden, kann es dir gelingen, die Ängste deines Kindes nicht mehr nur abzutun. Angststörungen neigen selten dazu, „sich auszuwachsen“. Häufig verfestigen sie sich oder äußern sich wiederum in anderen Störungen. Beispielsweise kann sich auch hinter hyperaktiven Verhaltensweisen eine Angststörung als Ursache verbergen. Die Beschreibung ausgewählter Diagnosen sogenannter Angststörungen soll es dir erleichtern zu entscheiden, ob es sinnvoll ist, sich mit deinem Kind an eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten zu wenden, oder ob es zielführender ist, den eigenen Fokus gerade nicht auf die Angst des Kindes zu legen, sondern darauf zu vertrauen, dass es die Angst wieder überwinden kann.
Was kannst du als verantwortungsbewusste Mutter bzw. Vater selbst tun? Angstgeplagte Kinder brauchen uns als stabile Bezugspersonen, die sie aus der Angst herausbegleiten und ihnen Hilfen an die Hand geben, mit denen sie selbst die Ängste überwinden können. Im vierten Kapitel sehen wir, dass es nicht das Ziel sein kann, für das Kind vermeintliche Angstauslöser zu beseitigen. Viel wichtiger ist es, dass das Kind Vertrauen in sich entwickelt, mit den eigenen Ängsten umgehen zu können. Die Fähigkeit zu einem gesunden Umgang mit den eigenen Emotionen gehört zu den wichtigsten Lernerfahrungen unserer Kinder. Kinder, die gelernt haben, Emotionen in ihrer Funktion zu verstehen und zu regulieren, können deutlich selbstbewusster ins eigene Leben starten. Gerade bei Ängsten ist es wichtig, als Eltern den richtigen Umgang zu finden, ohne die Ängste abzutun oder selbst noch größer zu machen. Indem du dieses Kapitel auf dich wirken lässt und die beschriebene Haltung übernimmst, wirst du leichter zu einer deinem Kind angemessenen inneren Einstellung kommen, die dir hilft, mit ihm und seinen Ängsten umzugehen.
Da es das Unbewusste gibt, sind unseren bewussten Versuchen, Menschen zu einer Änderung zu verhelfen, Grenzen gesetzt. Es ist möglich, dass du beobachtest, dass auch das Verstehen der beschriebenen möglichen Angstursachen und deine veränderte Haltung noch nicht zur Überwindung der Ängste durch dein Kind führen. Dann kann es sinnvoll sein, sich nach einer guten Psychotherapeutin bzw. einem guten Psychotherapeuten umzusehen. Das fünfte Kapitel gibt dir einen Einblick in die Hilfsmöglichkeiten, die unser Gesundheitssystem zur Verfügung stellt. Eine begleitende Psychotherapie kann bei verschiedensten Angststörungen ein wichtiger Anstoß zur inneren und nachhaltigen Veränderung werden.
Auf www.therapie2go.com/angst-buch/ erhältst du von mir zahlreiches Bonusmaterial, das dir helfen kann, die einzelnen Punkte aus diesem Buch in deinem Leben umzusetzen. 
Laura war geradewegs Herrn Eilers in die Arme gelaufen, als sie aus der Schule rannte. Herr Eilers, der Hausmeister der Schule, war ein gutmütiger, gemütlicher Mann. „Na, wo willst du denn so schnell noch hin?“, lächelte er Laura an. Was sollte Laura sagen? Ihre Knie zitterten, ihr Magen zog sich zu einem dicken Klumpen zusammen. Lauras Augen füllten sich mit Tränen. Am liebsten hätte sie einfach gesagt: „Zu Mama.“ Aber das ging nicht. Die Tränen brachen aus ihr heraus: „Mir ist so schlecht.“ Herr Eilers legte behutsam einen Arm um sie. „Na komm, dann rufen wir mal deine Mama an, damit sie dich abholen kann.“ Zum Glück sah er Lauras Erleichterung nicht und merkte auch nicht, wie schlagartig alle Angst von Laura abfiel; alles Zittern und sogar der Klumpen in Lauras Bauch waren verschwunden. Was weder Herr Eilers noch Laura zu diesem Zeitpunkt wussten: Lauras Mama hatte sich schon lange Sorgen wegen Lauras Schulängsten gemacht. Sie hatte sich Hilfe gesucht und beschlossen, einiges zu ändern.

Rezensionen

Das sagen andere dazu

Dieses Buch beschreibt ganz praxisnah viele Ängste und Sorgen, die unser Kind nicht zur Ruhe kommen lässt.
Nun müssen wir Eltern verstehen, was unsere Kinder bewegt, um es zu verstehen.
Oft sind diese Perspektivwechsel der erste Schritt für großartige Veränderungen und eine tolle Strategie für eine Neuorientierung, welche den Richtungswechsel aus einer vermeintlichen Sackgasse auf einmal so leicht macht.

Rezension auf Amazon

Es gibt viele Ratgeber für Eltern, einige habe ich bereits gelesen, aber dieser von Herrn Hetterich ist anders. Ich denke es liegt v.a. an der bestmöglichen Kombination von Wissen und gleichzeitiger Erfahrung. Der Autor hat, wie er schreibt, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet, dann lange in der Erziehungsberatungstelle, und nun seit vielen Jahren als Kinder- und Jugendichenpsychotherapeut. Und nun als Vater von zwei Töchtern bündelt er dieses Wissen im Elternalltag, dies spürt man bei jedem Satz. Hilfreich um unendlich viele Sorgen, Probleme und Verhaltensweisen von Kindern ursächlich zu verstehen, wertvoll weil grosses Leid verhindert werden kann.

Rezension auf Amazon

Dieses Buch beschreibt alltagsnah an vielen Praxisbeispielen, wie Ängste entstehen, sichtbar werden, ebenso wie und warum sich Kinder entsprechend verhalten. Alles ist für Laien verständlich erklärt, ich kann es als Mutter, sowie auch als Schulsozialarbeiterin gut integrieren. Besonders gut hat mir das Hintergrundwissen sowie der Bezug zum Alltag und den Handlungsmöglichkeiten gefallen.

Rezension auf Thalia

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